Heilpraktiker für Psychotherapie & Psychologischer Psychotherapeut: Unterschiede im Überblick

Wer an einem psychischen Problem leidet und sich auf die Suche nach einem Therapeuten oder Therapieplatz begibt, sollte nicht den Überblick verlieren. Berufsbezeichnungen wie “Psychologischer Psychotherapeut” oder “Heilpraktiker für Psychotherapie” verwirren zwar im ersten Moment. Doch die Berufsbilder der Experten aus dem Bereich der Psychotherapie sind klar voneinander abgegrenzt.

Psychotherapie: eine Begriffsklärung

Der Terminus “Psychotherapie” bezieht sich auf eine Behandlung seelischer Problematiken. Im Psychotherapiegesetz aus dem Jahr 1999 wird die Therapieform als eine Tätigkeit definiert, mit deren Unterstützung Störungen mit Krankheitswert diagnostiziert, geheilt bzw. gelindert werden können. Bedürftige Krankheitsbilder für eine Psychotherapie sind durch Fachpublikationen wie die ICD-10 genau aufgeführt. Diese “Internationale Klassifikation der Krankheiten in der 10. Revision” listet beispielsweise Angststörungen oder Depressionen als Erkrankungen auf, die psychotherapeutisch behandelt werden können. Andere psychische Probleme werden hingegen nicht als Störung mit Krankheitswert klassifiziert. Deshalb werden Beratungs- und Therapieangebote für folgende Beschwerden nicht psychotherapeutisch behandelt, obwohl inhaltliche Gemeinsamkeiten zwischen den Methoden bestehen.

  1. Sinnkrisen
  2. Erziehungs- bzw. Beziehungsprobleme
  3. Schwierigkeiten am Arbeitsplatz (einschließlich Mobbing)

Berufsbild Heilpraktiker für Psychotherapie

Ein Heilpraktiker für Psychotherapie hat die Aufgabe, all die Betroffenen zu betreuen und zu unterstützen, die auf psychologische Hilfe angewiesen sind. Besonders häufig richten sich Menschen mit folgenden Beschwerden an die Berufsgruppe:

  1. an starkem Stress leidende Patienten
  2. Betroffene mit Burnout
  3. Menschen mit anderweitigen seelischen Erkrankungen

Ein Heilpraktiker für Psychotherapie ist einer der wichtigsten Ansprechpartner für Patienten mit psychischen Problemen, der ein breites Behandlungsfeld abdeckt. Eine Aufgabe der psychotherapeutischen Heilpraktiker ist es, emotionale, psychische oder psychosomatische Erkrankungen zu diagnostizieren, heilen und lindern. Heilpraktiker für Psychotherapie unterstützen ihre Klientel beim Heilungsprozess. Unter Anwendung psychotherapeutischer Verfahren erfolgt die Therapie in Form einer Gruppen- oder Einzeltherapie. Klassische Heilmethoden werden wie folgt aufgelistet:

  1. Verhaltenstherapie
  2. Gesprächspsychotherapie nach C. Rogers
  3. Entspannungsverfahren (Autogenes Training und Progressive Muskelrelaxation)
  4. Systemische Therapie

Da verschiedene Institute und Heilpraktikerschulen die Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie anbieten, gibt es keinen staatlich festgelegten Lehrplan. Selbstverständlich zielt ein gutes Ausbildungskonzept darauf ab, angehende Absolventen umfassend und vollständig auf die beim Amtsarzt durchgeführte Heilpraktikerprüfung beschränkt auf die Psychotherapie vorzubereiten. Als klassische Lehrinhalte gelten beispielsweise folgende Thematiken:

  1. Grundlagen der Psychoanalyse
  2. Einführung in klassische Psychologie
  3. Erstellung von psychopathologischen Befunden
  4. Informationen zu bestimmten Krankheitsbildern (Suchterkrankungen, Angststörungen, Schizophrenie, Essstörungen u. a.)
  5. Vermittlung von Grenzen und Risiken der Psychotherapie
  6. Anamnese und Diagnostik psychiatrischer Erkrankungen
  7. Einführung in Gesetzeskunde

Tipp: Die Ausbildung als Heilpraktiker für Psychotherapie kann im Rahmen verschiedener Kurse durchgeführt werden. Mögliche Methoden sind ein Fernstudium oder Präsenzkurs.

Berufsbild Psychologischer Psychotherapeut

Ein Psychologischer Psychotherapeut ist ein Diplom-Psychologe, der nach seinem Masterstudium eine Weiterbildung zum Psychotherapeuten vorgenommen hat. Im Rahmen seiner Ausbildung erwirbt dieser Berufsvertreter Kenntnisse zur Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen sowie psychisch bedingter physischer Erkrankungen bei Erwachsenen. Ein niedergelassener Psychologischer Psychotherapeut rechnet Therapiekosten gegenüber der jeweiligen gesetzlichen Krankenkasse ab. Heute ist es nicht mehr notwendig, dass Patienten für die Durchführung der Therapie eine Überweisung durch den Hausarzt benötigen.

Ein Psychologischer Psychotherapeut verfügt stets über eine Approbation, die zur Ausübung der Psychotherapie gemäß den Psychotherapierichtlinien sowie dem Psychotherapeutengesetz berechtigt. Dieser Status inkludiert eine Diagnose sowie Behandlung von psychischen Beschwerden mit Krankheitswert mithilfe von wissenschaftlich anerkannten psychotherapeutischen Methoden.

Es besteht eine bundeseinheitliche Regelung für eine Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten. Theoretische Grundlage ist die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Psychologische Psychotherapeuten. Die Ausbildung erfolgt an einer staatlichen anerkannten Ausbildungseinrichtung. Im Rahmen der Ausbildung schließen Absolventen die Qualifikation mit einer staatlichen Prüfung ab. Die Ausbildungsdauer variiert von drei bis fünf Jahren. Angehende Psychologische Psychotherapeuten dürfen aus den drei nachfolgenden sogenannten Richtlinienpsychotherapieverfahren wählen:

  1. tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
  2. analytische Psychotherapie
  3. Verhaltenstherapie
  4. Gesprächspsychotherapie
  5. Systemische Therapie

Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Psychotherapeut: wichtige Unterschiede

Diese Ausführungen zeigen massive Unterschiede in der Ausbildung von Heilpraktikern für Psychotherapie sowie Psychologischen Psychotherapeuten auf. Während ein Heilpraktiker für Psychotherapie nicht zwangsläufig ein ausgebildeter Psychologe sein muss, weist ein Psychologischer Psychotherapeut stets eine Approbation nach. Möchte ein Heilpraktiker für Psychotherapie entsprechende therapeutische Behandlungen durchführen, ist eine Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz unerlässlich.

Im Gegensatz zum Psychologischen Psychotherapeuten widmet sich ein Heilpraktiker mit psychotherapeutischer Spezialisierung Maßnahmen, die nicht durch Psychologen mit Approbation abgedeckt werden. Häufig wenden Psychologische Psychotherapeuten zugelassene Verfahren wie Verhaltenstherapie, Psychoanalyse oder die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie an. Im Vergleich dazu müssen sich Heilpraktiker für Psychotherapie an festgelegten Beschränkungen orientieren, die sich insbesondere auf eine Behandlung schwerwiegender psychischer Krankheiten beziehen. Bedarf eine Behandlung und Therapie einer schweren psychischen Erkrankung eine Einnahme medizinischer Maßnahmen, sind Heilpraktiker für Psychotherapie ungeeignet.

Häufig ist es für Betroffene recht schwierig, bei einem psychischen Problem den richtigen Ansprechpartner zu finden. Im Bedarfsfall ist es sinnvoll, sich für einen ersten beratenden Termin an den Allgemeinarzt zu wenden. Dieser Mediziner ist nach einem ersten Beratungsgespräch eine wichtige Hilfe, um eine Behandlung bei einem Psychologie-Spezialisten zu empfehlen.